Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hat angekündigt, den Rechtsanspruch für Grundschulkinder auf Ganztagsbetreuung zügig auf den Weg zu bringen. Dabei solle sichergestellt sein, dass Grundschulkinder in allen Klassenstufen an fünf Tagen in der Woche mindestens von 8.00 bis 16.00 Uhr in der Schule betreut werden können, erklärte sie am Mittwoch in Berlin. Giffey äußerte sich vor dem Hintergrund einer aktuellen Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI), nach der es einen großen Bedarf an Plätzen gibt. Giffey betonte weiter, der Bund stelle dafür bis 2021 insgesamt allein zwei Milliarden Euro zur Verfügung. Eine gute Ganztagsbetreuung sei eine Frage von Bildungsgerechtigkeit sowie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, so die Politikerin. Union und SPD hatten im Koalitionsvertrag festgeschrieben, bis 2025 ein Recht auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter zu schaffen. Der Rechtsanspruch ist auch Thema der Jugend- und Familienkonferenz am Donnerstag und Freitag in Weimar. Laut der DJI-Studie wünschen sich mehr als 70 Prozent der Eltern eine Ganztagsbetreuung für ihr Kind. Derzeit gibt es demnach für nicht einmal die Hälfte der Schüler ein entsprechendes Angebot - sei es Hort, Ganztagsschule oder Mittagsbetreuung. Es fehlten rund 660.000 Hortplätze. Der Familienbund der Katholiken forderte einen "weitaus größeren politischen Ehrgeiz für das Recht auf Ganztagsbetreuung in Grundschulen". Die Koalition sei weit von ihrem Ziel entfernt, bis zum Jahr 2025 allen Grundschulkindern eine Ganztagsbetreuung anbieten zu können, sagte der Familienbund-Präsident Ulrich Hoffmann. Ähnlich äußerte sich die Arbeiterwohlfahrt. Die Studie zeige den enormen Bedarf. Der Rechtsanspruch biete "die große und wohl einmalige Chance durch gute pädagogische Angebote der ganztägigen Bildung und Betreuung, Bildungsbenachteiligung wirksamer zu entgegnen und vielen Kindern bessere Chancengerechtigkeit zu ermöglichen".
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat dafür plädiert, Familien mehr Zeit miteinander zuzugestehen. "Familien brauchen dringend auch mehr gemeinsame Zeit miteinander", sagte Koch in einem Interview dem Portal katholisch.de am Mittwoch in Bonn. Koch leitet die Familienkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Insbesondere die Veränderungen in der Arbeitswelt wie die kontinuierliche Ausweitung der Ladenöffnungszeiten hätten in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass Familien kaum noch Zeit miteinander verbringen können. Für gemeinschaftliche Familienerfahrungen gebe es im Alltag kaum noch Raum. "Das halte ich für fatal", so Koch. Auch zur Frage einer Segnung homosexueller Paare äußerte sich der Erzbischof. "Wir sind bei der Frage eines Segens für homosexuelle Paare an die Vorgaben der Kirche gebunden", so Koch. "Nicht nur Papst Franziskus und seine Vorgänger sehen und sahen die Gefahr, dass das Ehesakrament mit solch' einer Segnung anders geprägter Beziehungen verwechselt werden könnte." Er könne aber auch nachvollziehen, dass viele homosexuelle Katholiken unter der ablehnenden Haltung ihrer Kirche litten – "und das liegt mir auf der Seele". Er versuche in Gesprächen mit Betroffenen immer wieder, die Position der Kirche zu erläutern und um Verständnis zu werben. Er trage das Problem aber auch seinen Mitbrüdern und in Rom vor. [Das vollständige Interview lesen Sie hier auf der Website von katholisch.de. Anm. d. Red.] (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)