Wer seinen Job verliert, bei dem verschlechtern sich innerhalb kurzer Zeit die materiellen und sozialen Teilhabechancen deutlich. Das zeigt eine am Freitag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg. Personen mit geringen bis mittleren Qualifikationen seien dabei stärker von den negativen Auswirkungen der Arbeitslosigkeit betroffen als höher Qualifizierte.
Wie die Forscherinnen herausfanden, fällt es den Betroffenen nach einem Jobverlust schwerer, Ersparnisse zu bilden. Auch hätten diese zunehmend Schwierigkeiten, unerwartete Ausgaben zu bewältigen. Aus finanziellen Gründen verzichteten sie häufiger als zuvor auf Aktivitäten wie Kino- oder Theaterbesuche oder die Bewirtung von Freunden zu Hause.
Der Untersuchung zufolge beurteilen auf einmal arbeitslos gewordene Menschen ihre Fähigkeiten im Umgang mit schwierigen Situationen zudem etwas weniger optimistisch und die eigene gesellschaftliche Position niedriger als zuvor. Auch das individuelle Wohlbefinden verschlechtere sich: Befragte, die arbeitslos geworden seien, berichteten von seelischen Problemen wie Angst, Niedergeschlagenheit oder Reizbarkeit. Darüber hinaus sinke die Lebenszufriedenheit deutlich und das soziale Zugehörigkeitsgefühl der Betroffenen nehme ab.
"Dass sich in dieser relativ kurzen Zeitspanne negative Effekte in mehreren Teilhabedimensionen abzeichnen, ist bemerkenswert, denn Teilhabe beziehungsweise Exklusion gelten als Prozesse, die sich mit der Zeit verstärken und mehr und mehr Lebensbereiche erfassen können", erklärte IAB-Forscherin Laura Pohlan. Eine schnelle und nachhaltige Reintegration in den Arbeitsmarkt erscheine daher besonders effektiv, um dauerhaften Einschränkungen entgegenzuwirken, ergänzte Mitautorin Stefanie Gundert. - Die Studie basiert auf Daten aus den Jahren 2007 bis 2018 und bezieht sich auf Personen, die an mindestens zwei Befragungen teilgenommen haben. (KNA)