Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) hat ein Kompetenznetz Einsamkeit gestartet. "Einsamkeit hat viele Gesichter und fordert uns alle in der Gesellschaft", sagte Spiegel bei der Auftaktveranstaltung am Donnerstag in Berlin. Die Corona-Pandemie habe dazu geführt, dass sich mehr Menschen einsam fühlten. Ziel des Kompetenznetzes sei es, Menschen dabei zu helfen, Wege aus der Einsamkeit zu finden. Es solle Wissen für konkrete Angebote und Orte vermitteln.
Der Direktor des Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik und Leiter des Projekts Kompetenznetz Einsamkeit, Benjamin Landes, betonte, die Arbeit habe das Ziel, Strategien gegen Einsamkeit weiterzuentwickeln. Es sollten Maßnahmen identifiziert werden, die der Vorbeugung und Bekämpfung von Einsamkeit dienten. Dabei werde ein Fokus auf die Praxis der sozialen Arbeit sowie auf verletzliche Gruppen gelegt, die ein besonderes Einsamkeitsrisiko hätten.
Das Projekt wird vom Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik durchgeführt und von der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Zunächst stehen bis Ende dieses Jahres mehr als eine Million Euro zur Verfügung.
Laut einer Studie hat sich die Zahl der einsamen über 80-Jährigen während der Corona-Pandemie verdoppelt. In der späten Lebensphase nimmt sie demnach zu. 22 Prozent der Menschen im Alter von 90 Jahren oder älter beschreiben sich laut der vom Bundesfamilienministerium Ende Januar veröffentlichten Studie als einsam.
Der Umfrage zufolge sind Frauen mehr als doppelt so häufig von Einsamkeit im Alter betroffen als Männer. Für die höhere Rate von Einsamkeit sei vor allem der geringere Anteil von Partnerschaften bei hochaltrigen Frauen verantwortlich. Partnerlosigkeit sei auch bei jüngeren Hochaltrigen ein Risikofaktor für Einsamkeit. (KNA)